Tutorial Speed-Punkte

Speed-Punkte berechnen
Es ist schwierig den Ausgang von Pferderennen vorherzusagen, denn Vergleiche zwischen Rennpferden sind nur schwer möglich. Um die Leistungsstärke der Teilnehmer eines Pferderennens einschätzen zu können, wird gewöhnlich nach vergangenen Rennen gesucht, in denen die Gegner bereits gegeneinander angetreten sind. Auch über ein „drittes Pferd“, welches schon gegen ein oder mehrere Teilnehmer gelaufen ist, können indirekte Vergleiche gezogen werden. Umfassende Vergleichsmöglichkeiten sind jedoch in den seltensten Fällen gegeben. Aber selbst wenn, liegen sie oft weit in der Vergangenheit und die Formen der Pferde sind mittlerweile andere. Um die Leistungsstärke von Rennpferden einschätzen zu können bedarf es in Wahrheit langer Erfahrung und der permanenten Beobachtung aller Rennen.

Historie
Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte der US-Amerikaner Len Ragozin 1950 die sogenannten „Sheets“, bei denen er die Rennzeiten mit den Begebenheiten der Rennen ins Verhältnis setze. Nun konnte man Rennpferde nicht nur mit anderen Rennpferden vergleichen, man konnte auch die Leistungen eines einzelnen Pferdes mit seinen eigenen vergleichen. In den kommenden Jahren wurde diese Technik in den USA verbessert und setzte sich immer weiter durch. Der endgültige Durchbruch gelang spätestens 1992, als die Beyer Speed Figures zum festen Bestandteil der führenden Rennzeitung Nordamerikas, der Daily Racing Form, wurden. In Europa erwachte das Interesse 1996 mit dem Erscheinen des von dem britischen Renn-Journalisten Nick Mordin veröffentlichten Buches „Mordin On Time“. Heute bieten zahlreiche Webseiten, zumeist gegen Geld, Speed-Punkte (bzw. Speed Figures oder Speed Ratings) für britische, australische und amerikanische Pferderennen an.

Erstellung von Speed-Punkten
Vereinfacht gesagt werden Speed-Punkte errechnet, indem jedem Rennpferd zunächst dieselbe Basispunktzahl zugeteilt wird. Bestreitet ein Pferd ein Rennen, werden ihm Punkte von dieser Basispunktzahl abgezogen oder hinzugefügt, je nachdem, ob es langsamer oder schneller als eine Durchschnittszeit gelaufen ist. Die hierfür notwendigen Durchschnittszeiten werden aus den Zeiten vergangener Rennen ermittelt. Man könnte sagen, sie repräsentieren ein erdachtes „Durchschnittspferd“, das unabhängig von Rennbahn und Distanz immer die gleiche Leistung abruft. Die Rennzeiten dieses „Durchschnittspferdes“ mit seinen Durchschnittszeiten sind Grundlage aller weiteren Berechnungen, sie werden hier Standardzeiten genannt.

Standardzeiten
Standardzeiten sind also grundlegend für die Erstellung von Speed-Punkten. Um sie zu erzeugen wird eine sehr große Anzahl von Rennzeiten benötigt. Der Pool der Rennzeiten umfasst mehrere Jahre und wird immer wieder aktualisiert. Mehrere Dinge sind dabei zu berücksichtigen.
So braucht jede Rennbahn ihre eigenen Standardzeiten, denn jede Rennbahn ist verschieden. Die Rennstrecke in Krefeld, mit ihren engen Kurven, ist nicht mit dem weiträumigen, hügeligen Rennverlauf in Düsseldorf zu vergleichen. Es reicht auch nicht eine Standardzeit für eine Rennbahn zu errechnen, Standardzeiten werden für jede Distanz jeder Rennbahn gebraucht, denn aus einer Rennzeit über 2.400 Meter lässt sich nicht auf eine Rennzeit über 1.200 Meter schließen. Davon abgesehen, dass die Rennen über Kurzstrecken viel schneller gelaufen werden als über Langstrecken, kann eine lange Strecke mehrere Bögen und Steigungen enthalten, während die kürzere Strecke nur einen Bogen und ein Gefälle beinhaltet.
Der qualitative Unterschied zwischen den Rennen wird ausgeglichen, indem den Rennzeiten der höheren (besseren) Klassen (A-F) Zeit hinzuaddiert wird.
Rennen, die auf weichen und tieferen Böden ausgetragen wurden, müssen aussortiert werden, genau wie Rennen von zwei- oder dreijährigen Pferden. Von der Liste der übriggebliebenen Rennzeiten werden die schnellsten und langsamsten Rennen entfernt, denn sie wurden in einem viel zu langsamen oder zu schnellen Tempo gelaufen.
Aus den restlichen Rennzeiten wird die Durchschnittszeit errechnet, sie bildet die Standardzeit für die jeweilige Distanz einer Rennbahn. Natürlich müssen hierfür genügend Rennzeiten zur Verfügung stehen. Ist dies nicht der Fall, weil für selten gelaufene Distanzen nicht genug Zeiten vorhanden sind (zu alte Zeiten finden ebenfalls keine Verwendung), dann kann es für diese Distanz keine Standards und somit keine Speed-Punkte geben.
Auch wird darauf geachtet, ob an den Rennbahnen Veränderungen vorgenommen wurden, denn diese können Auswirkungen auf die Rennzeiten haben.

Die Bahntoleranz
Angenommen das „Durchschnittspferd“ liefe dreimal hintereinander dieselbe Strecke in derselben Zeit. Würde es beim vierten Mal mehr Zeit brauchen, könnte dies nur an einer Veränderung der äußeren Verhältnisse liegen.
Man kann davon ausgehen, dass der Zeitunterschied zwischen „gutem“ und „weichem“ Boden, trotz gleicher Leistung, schon bei einer Meile eine Sekunde beträgt. Doch nicht nur die Bodenverhältnisse können Einfluss auf die Zeit eines Rennens haben, auch Regen, Hitze, Kälte, die Windrichtung oder der Luftdruck wirken sich aus. Mithilfe der sogenannten Bahntoleranz soll diese Auswirkung der äußeren Einflüsse ermittelt und eingerechnet werden. Die Bahntoleranz (in der USA „Track variant“, in Großbritannien „Going allowance“ genannt) wird über die Rennzeiten eines gesamten Renntages errechnet. Die durchschnittliche Differenz dieser Rennzeiten zu den Standardzeiten ergibt die Bahntoleranz eines Renntages, wobei die zu schnell und zu langsam gelaufenen Rennen keine Beachtung finden.

Errechnen der Speed-Punkte
Nachdem die Bahntoleranz in die Standardzeiten eingerechnet wurde, ist es möglich sämtliche Rennzeiten zu vergleichen, unabhängig von Rennbahn, Distanz und äußeren Einflüssen. Die Zeit eines siegreichen Pferdes kann nun mit der Standardzeit verglichen und in Speed-Punkten ausgedrückt werden. Um die Speed-Punktzahl der Pferde auf den nachfolgenden Plätzen zu errechnen, werden der Punktzahl des Siegers Punkte abgezogen, abhängig vom Abstand der platzierten Pferden zum Sieger. Ein Pferd, das als Drittplatzierter in München auf weichem Boden über 2.400 Meter 70 Speed-Punkte bekommt, ist demnach genauso stark wie ein Pferd, das für einen Sieg in Dresden auf gutem Boden über 1.500 Meter 70 Speed-Punkte erhält.
Die getragenen Gewichte sind in den Speed-Punkten nicht eingerechnet.

   Speed-Punkte anwenden

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